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Gewalt
Paradies
Label: Clouds Hill
Genre: Industrial / Post Industrial / Experimental
Availability
- LP x2 BOX €42.99 Out of Stock
Kinski in Fitzgeraldo, in einem untauglichen Versuch dieses riesige Schiff über diesen Berg im Amazonas ziehen.
Ohne Sinn und Verstand. Das Album, ein Doppelalbum, besteht zum einen aus einer Momentaufnahme von neuen
Liedern - alle entstanden während dieser gelähmten Zeit, die so viel Schlechtes im Menschen katalysiert und an die
Oberfläche befördert. Wir wollen dieses Elend tanzen und tanzbar machen - uns mit der Körperlichkeit und Wucht von
diesem Elend befreien. Wir pressen dieses erste Album aus uns heraus. Wir wissen nicht was wir tun, zu keinem Moment. Immer wieder müssen wir uns bei unserem Engineer, Sebastian Muxfeldt rückversichern: Ist das noch Musik?
Ist das Gewalt?
Am Ende bleibt: „Jeder Mensch schafft sich seine eigene Hölle, Jeder Mensch schafft sich sein eigenes Paradies -
oft sind beide Welten deckungsgleich.“ (Patrick Wagner)
Lass uns kurz über die Musik sprechen, nicht ganz so bildhaft. Wir fallen im Rahmen der Produktion häufiger die
Namen „Prince“, manchmal auch Laibach. Es fallen Begriffe wie „Marschieren“ oder „Schranz“. Auch „Darkroom.“ Wir
wollten, dass die gespielten Instrumente näher an der Kälte der Maschine sind. Als der New Yorker Produzent Alexander Almgren mit dem Mischen beginnt, schreibt er „Oh my god, those guitars, they kill“. Nicht im Sinne von Rrrrock, im
Sinne eines gigantischen Gongschlags. Er sagt weiter: “I´ve been to this Aphex Twin Show in Berlin at the Funkhaus a
couple of years ago, listening to Gewalt brings back to me this feeling of concrete“.
Beim 10 minütigen Titeltrack und identitätsstiftenden Song „Paradies“ fühlen wir uns kurz wie „Can“ und „Suicide“ - das
Lied scheint uns immer noch zu kurz - möge dieser Trip ewig währen. Bei „Gier“ waren wir in einem Warehouse Rave
in Manchester. Die Ballade, das nachtfiebrige Liebeslied „03:35 Uhr“ kokettiert mit Bruce Springsteen. Den Groove von
„Manchmal wage ich mich unter leute“ haben wir uns bei dem inzwischen weltberühmten chilenischen Frauen-Protestsong „Der Vergewaltiger bist Du“, rausgehört und versucht diese Energie in Helens und Jasmins Chor zu übertragen.
Es beginnt so trivial, fast schon leichtfüßig und endet so mächtig. Ich glaube, es ist unser Lieblingslied auf dem
Album. Doch weiter. Hat man einen coolen minimalen und harten Groove gebaut, wie den von „Jahrhundertfick“ und
spielt dazu einen ebenso harten „Gang of Four“ like Funk, wird man gezwungen, die textliche Psycho-Nabel und - Gesellschafts Schau, die man uns oft nachsagt, zu verlassen und über Sex zu singen. Prince machts auch nicht anders.
Diese musikhistorischen Querverweise werden wohl selbst für den geneigtesten Zuhörer nur schwer lesbar sein.
Teils wegen unseres Unvermögens, teils, weil wir in der Kürze der Songwriting - und Produktionszeit nicht in der Lage
waren, alles auszuformulieren. Wir fühlen es so. Wir dürfen das. Wir behaupten es, also ist es.